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2.7. Fließgewässergestaltung und ingenieurbiologische Bauweisen
Naturnahe Fließgewässer sind dynamische Lebensräume; Abtragungs- und Anlandungsvorgänge schaffen gewässertypische Formen und Strukturen. Erforderliche Sicherungsmaßnahmen an Gewässerufern, Hängen und Böschungen erfolgen möglichst durch ingenieurbiologische Bauweisen.
2.7.1. | Ufersicherungen und -verbauungen mit Wasserbausteinen auf das Notwendigste beschränken; strukturreich gestalten.
a) | Standorttypische Wasserbausteine mit unregelmäßiger, rauer Oberfläche verwenden. |
b) | Im Bereich der Gewässersohle die Wasserbausteine in den Abflussquerschnitt ragen lassen und dadurch Fischeinstände schaffen. |
c) | Verfugungen an Blocksteinmauern so ausführen, dass die Sicherung rau und unregelmäßig erscheint und oberflächliche Fugen und Schlitze bestehen bleiben. |
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2.7.2. | Abwechslungsreiche Gewässerufer mit variablen Böschungsneigungen gestalten.
a) | Flachwasser- und Wechselwasserzonen durch Uferabflachung schaffen. |
b) | Steilufer und Uferabbrüche insbesondere in Gebieten mit Vorkommen von Eisvogel und / oder Uferschwalbe fördern. |
c) | Die Strukturvielfalt am Ufer durch Strukturelemente wie Raubäume und angeströmte Wurzelstöcke (Fischunterstände) erhöhen. |
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2.7.3. | Durch Störsteine, Wurzelstöcke, Dreiecksbuhnen die Entwicklung eines abwechslungsreichen Längs- und Querprofils mit kleinräumig wechselnden Strömungsverhältnissen fördern. |
2.7.4. | Durch Profilaufweitungen die Entwicklung von Sand- und Kiesbänken initiieren. |
2.7.5. | Sohlstufen als möglichst flache, raue oder aufgelöste Rampen mit Niederwasserrinne gestalten, so dass sie von allen aquatischen Organismen passiert werden können. |
2.7.6. | Für Fische unüberwindbare Querbauwerke durch Fischtreppen und Bypässe bzw Umgehungsgerinne durchgängig machen. |
2.7.7. | Eingebrachtes Sohlsubstrat muss dem Gewässertyp entsprechen. |
2.7.8. | Bei ausreichendem Raumangebot eine eigendynamische Gewässerentwicklung zulassen:
a) | Ufersicherungen beseitigen oder zumindest lokal öffnen. |
b) | Selbsttätige Entwicklung durch Strömungslenker (Raubäume, Wurzelstöcke, Buhnen) am gegenüberliegenden Ufer fördern. |
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2.7.9. | Ingenieurbiologische Bauweisen zur Sicherung von Ufern, Böschungen und Hängen:
a) | Spreitlagen aus lebendem, ausschlagfähigem Astmaterial von Weiden (ausgenommen Salweide) zur Böschungssicherung. |
b) | Buschlagen aus ausschlagfähigen Ästen für tiefreichende Böschungsstabilisierungen. |
c) | Lebendfaschinen oder Totholzfaschinen aus gebündelten Ästen, die mit Pfählen fixiert werden. |
d) | Krainerwände: Gerüst aus Längs- und Querhölzern, das mit Bodenmaterial aufgefüllt und mit Steckhölzern (Weiden) bepflanzt wird, zur Stabilisierung von Böschungen. |
e) | Unverfugte Trockenmauern für Hangfußsicherungen. |
f) | Biologisch abbaubare Geotextilien (zB aus Jute oder Kokosfasern) als Erosionsschutz an steilen Hängen. |
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=> naturtipps: Renaturierung von Fließgewässern
=> naturtipps: Ingenieurbiologie
Weiterführende Informationen
Zeh H. (2010): Ingenieurbiologische Bauweisen im naturnahen Wasserbau. Praxishilfe. Umwelt-Wissen 1004, überarbeitete Ausgabe, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Bern, 59 S., Download auf bafu.admin.ch
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